UX-lesson learned: Design is not an art? Doch, ich finde schon.

Liebes Internet,

Design ist eine Disziplin, die primär funktionellen Ansprüchen genügen und konkrete Probleme lösen möchte. Ästhetik ist dabei bloß ein Mittel zum Zweck. So weit, so banal. Auch UX-Design und vor allem Nutzerforschung arbeiten dahingehend mit ziemlich komplexen Prozessen, das habe ich in den letzten Wochen auf die harte Tour erfahren dürfen. Einige Takeaways von meinem jüngsten Ausflug in die Welt des User Research und Interaction Design findest du in den folgenden Zeilen.

#neuland: ein UX-Projekt from scratch

In diesem zweiten Semester meines COS-Studiums an der FH-Joanneum wollte ich, durfte ich, musste ich bei zwei ganz unterschiedlichen Dozenten ausnehmend viel Spannendes und Praktisches aus den Bereichen User Research und Interaction Design in mich hineinlernen und ausprobieren, u.a. auch während einer einer Exkursionswoche nach London. So habe ich in wenigen Wochen neben der üblichen Theoriespritze ein Projekt umsetzen dürfen – vom Brief bis zum Konzept-Pitch inkl. Click-Dummy. 

Folgende Abbildung von J.J. Garrett abstrahiert den Design-Prozess, der mit der Strategie-Ebene beginnt und bei der finalen, sicht- und anfassbaren Surface-Ebene abschließt. Ich denke, die Abbildung verschafft einen ganz guten Eindruck, wie vielschichtig und tatsächlich linear der Planungsprozess eines App- oder Websiteprojekts im Idealfall verläuft.

Das war nun durchaus neu für mich, das resolut Analytische daran. Dieses holistisch verlappte Design-Denken, das sich so organisch fortpflanzt vom unspezifischen Nutzerproblem über die sorgfältige Analyse von Verhalten und Bedürfnissen der Zielgruppe zum ausgefeilten Prototypen, der im besten Fall etwas wirklich neues anbietet – ein (latentes oder akutes) Bedürfnis befriedigt und damit im besten Sinne eine positive Erfahrung darstellt, eine User Experience mit wirklichem Mehrwert.

Und immer wieder: Kill your darlings!

Übrigens, für diesen Blogpost habe ich die besten Sätze herausgestrichen. Sie waren die besten aller Sätze, sie waren richtig, aber nicht zu leben. Dieser Blog wäre für den Rest meines Studiums verloren gewesen, jeder weitere Post nur ein müder Abklatsch, darum musste ich sie herausstreichen.

Nein, tatsächlich ist so ein UX-Projekt, die Entwicklung einer App oder einer Website, wie ein Spiel mit einem Fallensteller. Genaueres hierzu gibt’s bei Alexandra zu lesen. Immer wieder muss man seine eigenen Annahmen, Überzeugungen und Erfahrungen auf die Kompatibilitätsprobe mit der Realität stellen und notfalls über Bord werfen.

“The hardest assumption to challenge is the one you don’t even know you are making“

-Douglas Adams

Ist das Konzept, das man sich gerade in stundenlanger Diskussion zusammen gebastelt hat, wirklich tragfähig? Ist es machbar? Und, am wichtigsten: Ist es das, was die User wollen? Warum sollten sie das Produkt verwenden? Immer wieder gilt es, seine Arbeit zu hinterfragen und sich wenn nötig radikal von Ideen zu verabschieden, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.

Die eine, die nicht teilbare, die absolut singuläre Antwort auf eine Problemstellung, die gibt es natürlich auch nicht. Das muss man sich als UX-Design-Novize immer wieder klar machen. Je unspezifischer das Briefing ist (und je höher das Budget), desto mehr Lösungsmöglichkeiten ergeben sich für ein UX-Projekt.

UX-Design ist kein Reißbrett-Job. Die Kunst des UX-Designers besteht für mich darin, die Augen überall zu haben. Gleichzeitig Mauern zu errichten und niederzureißen. Er muss mit der Gründlichkeit eines Sozialforschers die manchmal unendlich komplexe Realität auf einen Ausschnitt, ein Abbild, ein So-ist-es eines Problems reduzieren können und wiederum vom Willen zur Innovation getrieben sein, um schließlich neue Wege aufzuzeigen. So ähnlich wie ein Content-Stratege. 😉

Fazit 

Design Thinking ist für mich also durchaus eine Kunst; Es ist ein ungemütlicher, interdisziplinärer, aber im Kern schöpferischer Prozess, der aus einem riesigen Pool an Research- und Kreativmethoden schöpft, um der geforderten Problemlösung auf die Spur zu kommen. Erfahrung und ein breites Wissen ist dabei von Vorteil. Aber verlass‘ dich nicht drauf. 

Auf dem Weg zu einem Produkt, das die Kundenanforderungen und Zielgruppeninteressen bestmöglich abbildet, sind bei mir vor allem folgende Handlungsmaximen im Gedächtnis geblieben:

  • Nimm dir Zeit und entwickle eine klare Strategie.
  • Sorgfalt bei der User Research und eine klare Datenbasis sind key!
  • Mache dir immer wieder bewusst, wer deine User sind und was sie brauchen (und was nicht).
  • Kill your darlings! – Und sei bitte nicht nachtragend.
  • Denke minimalistisch und reduziere dein Konzept auf die wesentliche Funktionalität deines Produkts.

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